Zu leben und eine Krise zu durchleben ist nicht leicht und braucht Zeit – der Prozess, alle Dinge zu klären und zu platzieren, ist wichtig!
Aber was dann? – Wie lange brauchst du, bis du am Ende dieser Krise bist und dein neu gewonnenes Wissen nutzt? Denn das ist es doch, was rauskommt, wenn man bis ans Ende eines Prozesses geht – oder nicht? Lass uns zum Anfang zurückgehen – ja genau: Anfang! Weißt du überhaupt, ob du in einer Midlife-Crisis bist? Einer Krise mitten im Leben?
Wie schnell beurteilt man den Nachbarn, der weniger Haare bekommen hat und sich ein Sportauto mit zwei Sitzen kauft, dass er eine Krise mitten im Leben erlebt. Ist das so einfach? Wir verlieren etwas und ersetzen es mit etwas Neuem? Kann es auch sein, dass der nette Nachbar hart gearbeitet hat, drei Kinder super erzogen hat – die jetzt das Alter und das Geld haben, ihr eigenes Auto zu fahren?
Resultat: Der Mann braucht nur noch einen Zweisitzer – einfacher zu parken als ein Familien-Schlitten. Und neben sich hat er Platz für seine Frau – wenn sie Zeit für ihn hat – und seine Mutter, um sie zum Arzt zu fahren. Eine Win-Win-Situation für alle. Dass der Mann Spaß daran hat und ständig ein Lächeln im Gesicht trägt, das ist doch genau das, was sein Arzt und alle Studien belegen: Lachen ist sehr gesund für Körper, Seele und Geist. Damit ist er ein potenziell superguter Nachbar – oder nicht?
Okay, Spaß beiseite! – Worum geht es eigentlich in dieser Lebensphase, die den Stempel Midlife Crisis bekommen hat? Das Wort Krise kommt ursprünglich von den Wörtern Entscheidung oder Wendepunkt – zwei Wörter, die ich viel treffender finde, wenn es darum geht, eine Zeitperiode zu beschreiben, die jeder Mensch durchlebt.
Dass jeder Mensch die Mitte des Lebens anders erlebt, finde ich sehr interessant. Es geht um ein Gefühl, wie diese Zeit gelebt wird. Und da liegt ein wichtiger Unterschied: Ob diejenige Person sich dessen bewusst ist, oder ob das ganze Leben dargestellt wird, ohne zu reflektieren, wie sehr man das Recht, die Macht, die Freiheit und die Möglichkeit hat, eine neue Entscheidung zu treffen: Follow the old way or make the new way, my own way?
Für mich ist das die wesentliche Frage: Wo willst du hin in deinem Leben? Dass sich beide Wege gut und richtig anfühlen können, bezweifle ich nicht. Ich bezweifle mehr, dass diese zwei Wege zum gleichen Ziel führen. Und dann entsteht plötzlich nicht nur die Frage: Wo will ich hin in meinem Leben?, sondern auch: Was möchte ich auf dem letzten halben Lebensweg erleben?
Ob der alte Weg der richtige ist oder ob man einen neuen Weg probieren soll und die Herausforderungen annimmt, um aus neuen Erkenntnissen neue Erfahrungen zu schöpfen, das muss jeder für sich entscheiden. Es gibt keinen per se richtigen oder falschen Weg, wenn es um so etwas Persönliches wie Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse geht.
Für mich ist nur eine Frage essenziell: Lebe ich heute das Leben, das ich heute leben möchte? Denn das ist das Einzige, was ich sofort ändern kann. Diese Frage habe ich mir auch gestellt – und mit meinen 58 Jahren bin ich vielleicht eine von den vielen, die sich in einer Midlife Crisis befinden. In dieser Krise habe ich neue Entscheidungen getroffen und neue Herausforderungen bewusst gesucht.
Mit dieser neuen Energie habe ich eine viel größere Zuversicht, dass mir der zweite Teil meines Lebens sehr viel Neues geben wird. Viele Facetten dessen, was das Leben beinhaltet. Er wird sehr anders als der erste Teil, aber genauso erfüllt mit Lebensfreude, denn es liegt in meiner Verantwortung, mein eigenes Glück zu schaffen und das Leben, welches ich leben möchte, zu leben.
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